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Spezialangebot (DBT-A-ESS) für Jugendliche mit Essstörungen

Spezialangebot Dialektisch-behaviorale Therapie für Adoleszente (DBT-A-ESS) mit Essstörungen

Zertifizierungslogo des Dachverbands DBT
Der Dachverband DBT hat die Behandlungseinheit KJP 2 und 5 zertifiziert

Immer wieder beraten wir Jugendliche und ihre Familienangehörigen mit Essstörungen. Hierzu zählen vor allem Magersucht (Anorexia nervosa), Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) und die Binge-Eating-Störung.

Die Essstörungen gehören zur Gruppe der psychosomatischen Erkrankungen, was die enge Verbindung zwischen Körper und Psyche betont.

Die Jugendlichen geraten oft in eine Magersucht (Anorexia nervosa), weil sie sich zu Beginn vermeintlich gesünder ernähren wollen, beispielsweise vegan oder vegetarisch essen. Andere sind unzufrieden mit ihrem Körper und ihrem Aussehen und beginnen eine Diät. Viele Patient*innen rutschen dann in eine Abwärtsspirale, die starke Auswirkungen auf den Körper hat. Wir wissen zum Beispiel, dass sich betroffene Jugendliche mehr wiegen wollen, wenn sie Gewicht verlieren. Der Fokus liegt immer mehr auf dem Essen und die Gedanken um die Themen Essen, Figur und Gewicht kreisen. Zudem entwickelt sich eine sogenannte Körperschemastörung: Die Jugendlichen fühlen sich trotz des Untergewichts zu dick. Einige treiben exzessiv Sport, nehmen Abführmittel ein oder erbrechen. Körperliche Folgen der Mangelernährung sind u.a. Ausbleiben der Monatsblutung bei Mädchen, Haarausfall, stärkere Körperbehaarung, Verstopfung und Völlegefühl, Kreislaufprobleme, Organschädigungen und Verminderung der Knochendichte (Osteoporose).

Bei einer Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa) haben die Betroffenen Heißhungerattacken mit Essanfällen und Kontrollverlust. Um nicht zuzunehmen, erbrechen die Jugendlichen, treiben Sport, nehmen Appetitzügler ein oder versuchen, immer weniger zu essen. Wir wissen, dass unregelmäßiges und ungenügendes Essen zu weiteren Essanfällen führt. Meist sind die Betroffenen normalgewichtig, empfinden sich aber als zu dick (Körperschemastörung). Körperliche Folgen können u.a. Elekrolytveränderungen, Herz-Rhythmus-Störungen, Verstopfung, Zahnschäden und Entzündung der Speiseröhre sein.

Wir wissen auch, dass viele dieser Symptome nach einer Gewichtszunahme wieder zurückgehen. Wieder genügend und regelmäßig zu essen und zu trinken ist daher der erste wichtige Schritt in der Therapie. Hier können Esspläne, Verstärkerpläne und die enge Betreuung auf der Station hilfreich sein.

Oft sind die Betroffenen sehr strebsam und haben hohe Ansprüche an sich. Vielleicht fällt es ihren schwer mit einigen Gefühlen umzugehen, für sich einzutreten oder einen guten Selbstwert zu entwickeln. Auch innerhalb der Familie hat eine Essstörung starke Auswirkung auf alle Familienmitglieder und führt zu Hilflosigkeit, Konflikten und vielem mehr.

Die DBT-A-ESS ist eine Therapieform, die Jugendliche dabei unterstützt

  • sich selbst und andere achtsam wahrzunehmen,
  • einen funktionalen Umgang mit Gefühlen zu finden,
  • zwischenmenschliche Fertigkeiten einzuüben,
  • den Selbstwert zu stabilisieren,
  • einen guten Umgang mit Stress zu erlernen,
  • das Zusammenleben in der Familie zu verbessern.

Hierzu lernen die Jugendlichen sogenannte Skills (englisch für Fertigkeiten). Es gibt

  • Achtsamkeitsskills,
  • Skills zum Umgang mit Gefühlen,
  • Zwischenmenschliche Skills,
  • Selbstwertskills,
  • Stresstoleranzskills,
  • Familyskils.

Einige dieser Skills reduzieren die Anspannung beim Essen und Trinken zu Beginn der Therapie. Andere sind komplexer und richten die Gefühle und Gedanken bezogen auf die Themen Essen, Figur und Gewicht.

Eine Psycholog*in oder Ärzt*in vermittelt diese Skills sowohl in einer Einzeltherapie als auch in einem Skillstraining, das ein*e Mitarbeiter*in des Pflege- und Erziehungsdienstes durchgeführt. Unsere Ergotherapeutin leitet zweimal in der Woche die Skillsgruppe.

Ein fester Bestandteil des Konzeptes ist eine systemisch basierte Familientherapie, welche DBT-A integriert. Vor allem die Familyskills finden hier Anwendung. Für Eltern bieten wir eine DBT-A Elterngruppe an, um einen tieferen Einblick in das Therapiekonzept ihrer Kinder zu bekommen.

Zentral in der DBT-A ist eine dialektische Grundhaltung des Behandlungsteams und der Patient*innen sowie ihrer Familien. Es geht in der Therapie nicht um „richtig oder falsch“. Die Sichtweise des einen ist nicht „richtiger“ als die Sichtweise eines anderen. Es geht darum, verschiedenen Sichtweisen zu integrieren, um so Therapieziele erreichen zu können.

Eine wichtige Voraussetzung für die DBT-A ist, dass die Jugendlichen selbst eine Veränderung wollen. Deshalb prüfen wir in unserer Sprechstunde die Motivation der Patient*innen. Um eine erfolgreiche Behandlung durchzuführen, vereinbaren wir in der Ambulanz gemeinsame Therapieziele.

Bei der DBT-A gibt es „wirksames Verhalten“. Hiermit meinen wir das Verhalten von Jugendlichen, ihren Familien, der Schule und des Behandlungsteams, das dabei hilft, die Therapieziele zu erreichen. Im Gegensatz dazu gefährdet das sogenannte „therapiestörende Verhalten“ den Therapiefortschritt. Uns ist wichtig, therapiestörendes verhalten stets sofort zu besprechen, um einem Therapieabbruch zu verhindern.

Zu guter Letzt: Unsere Behandlungseinheit, die Stationen KJP2 und KJP5 , ist seit 2017 vom DBT-A Dachverband zertifiziert. Sie können die Stationen gerne während der ambulanten Termine besichtigen.

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