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Spezialangebot Essstörungen

Behandlung von Essstörungen im Kindes- und Jugendalter

Für unsere Patientinnen und Patienten mit Essstörungen bieten wir eine spezialisierte leitlinienkonforme Behandlung an, die unser langjährig erfahrenes Team durchführt.

Während der Behandlung analysieren wir detailliert die Gewichtsentwicklung über die bisherige Lebensspanne, berechnen das nötige Mindestgewicht und erstellen einen Therapieplans bis zur Erreichung dieses Gewichts. Das Behandlungsteam unterstützt die Patientinnen und Patienten mit einem Essensplan und betreut sie während der Mahlzeiten intensiv. In manchen Fällen kann auch als erster Schritt eine Sondenernährung hilfreich sein. Die nötige Gewichtszunahme ist stets der erste Therapieschritt.

Psychotherapeutisch behandeln wir unsere Patientinnen und Patienten nach dem DBT-A Konzept . So lernen sie zum Beispiel wieder ausreichend zu essen und zu trinken sowie einen besseren Umgang mit ihren Gefühlen, ihrem Selbstwert oder zwischenmenschlichen Konflikten. Die Familientherapie ist ein zentraler Baustein der Behandlung und findet in der Regel 14-tägig statt.

Ambulante, tagesklinische und stationäre Behandlung von Essstörungen im Kindes- und Jugendalter

Außenaufnahme der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
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Behandlungsziel

Magersucht (Anorexia nervosa) wurde als eigenständige psychiatrische Störung vor rund 150 Jahren zum ersten Mal beschrieben. Es handelt sich um eine Erkrankung, die in etwa 10-mal häufiger beim weiblichen Geschlecht auftritt.

Ess-Brechsucht (Bulimia nervosa) galt lange als Variante der Magersucht und ist erst seit 1980 als eigenständige psychiatrische Erkrankung anerkannt. 90 bis 95 Prozent der Betroffenen sind weiblich.

Unser primäres Behandlungsziel besteht in der Wiederherstellung eines „gesunden" Körpergewichts und körperlicher Gesundheit; die Wiederherstellung körperlicher Gesundheit verbessert zugleich die seelische Gesundheit.

Flur mit Kickertisch und Blick in den Tagesraum der Station KJP5
Die Kinder- und Jugendstation KJP5

Genesungsprozess

Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt bei Anorexia nervosa circa dreieinhalb Jahre, wobei weitere drei Jahre vergehen können bis eine vollständige Genesung erfolgt ist. Auch bei der Bulimia nervosa ist eine zeitliche Stabilität der Symptomverbesserung erst nach fünf bis sechs Jahren zu beobachten. Daher ist es wichtig, dass sich alle Beteiligten auf einen längeren Genesungsprozess einstellen.

Aufgrund des langen Genesungsprozesses reicht eine tagesklinische oder stationäre Behandlung nicht aus, um die vollständige Gesundheit wiederzuerlangen. Nach einer entsprechend intensiven Behandlungsphase schließt sich eine ambulante Behandlung an, die in der Regel über viele Monate fortgesetzt wird.

Eingang des Klassenzimmers der Ruhrlandschule auf der Station
Ruhrlandschule auf der Station

Schule und Freizeit

Der lange Genesungsprozess bedeutet aber nicht, dass betroffene Patientinnen und Patienten nicht in der Lage sind, die Schule zu besuchen und an anderen Alltagsaktivitäten teilzunehmen.

Wohl gilt es aber, über Jahre hinweg sorgsam mit sich umzugehen und eine erneute Gewichtsabnahme zu vermeiden. Dabei sind auch die Eltern gefordert, frühzeitig Probleme zu erkennen, die zu einer erneuten Gewichtsabnahme führen.

Wochen- und Therapieplan
Behandlung und Genesung sind ein Prozess

Umgang mit der Krankheit

Es gibt viele Gründe für die Entstehung einer Essstörung, die von erblichen Faktoren zu Einflüssen in der Schwangerschaft und bei der Geburt bis hin zu Temperaments- und Persönlichkeitsmerkmalen reichen. Wir fragen deshalb nach Essstörungen und weiteren Erkrankungen bei anderen Familienmitgliedern. Auch interessieren wir uns für den Schwangerschaftsverlauf.

Kinder laufen auf Holzwege kreuz und quer
Innenhof der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters

Ende der Behandlung

Während einer stationären oder tagesklinischen Behandlung legen wir Wert darauf, dass besonders am Ende einer Behandlungsphase der Übergang in den Alltag bzw. die Rückkehr nach Hause gut vorbereitet sind. Hierzu gehören etwa Beurlaubungen an Wochenenden, der Besuch der Heimatschule von der Klinik aus und eine enge Einbindung der Eltern.

Behandlungssettings

Warteberich der Ambulanz in der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
Ambulanz in der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters

Ambulante Behandlung

In unserer ambulanten Essstörungssprechstunde betreuen wir Patientinnen und Patienten und ihre Familien, bei denen zunächst ein ambulanter Behandlungsversuch unternommen werden soll. Patientinnen und Patienten, die auf einen stationären Behandlungsplatz warten, bieten wir in dieser Sprechstunde Unterstützung an. Ebenso bieten wir eine ambulante Betreuung nach einer stationären und/oder teilstationären Therapie an, wobei meist zusätzlich eine Psychotherapie bei einer/einem niedergelassenen Psychotherapeutin/Psychotherapeuten erforderlich ist.

Zimmer für Patient*innen
Zimmer für Patient*innen

Stationäre Behandlung

Viele Patientinnen und Patienten benötigen eine Zeit lang eine vollstationäre Behandlung, in der sie mit therapeutischer Unterstützung wieder lernen, regelmäßig, ausreichend und gesund zu essen. Hierzu erhalten viele der Patientinnen und Patienten einen Essensplan, in welchem die Kalorienmenge im Verlauf so angepasst wird, dass eine Gewichtszunahme erreicht wird.

Zu Beginn der stationären Behandlung wird für die Gewichtszunahme ein Mindestgewicht vereinbart, das die Patientinnen und Patienten in der Zeit auf der Station erreichen sollen. Nach Erreichen des Mindestgewichts schließt sich eine Phase an, in der die Patientinnen und Patienten lernen, ihr Gewicht zu halten und Schritt für Schritt wieder selbständig zu entscheiden, wie viel und was sie essen.

Wir bemühen uns, die vollstationäre Behandlungsphase so kurz wie möglich zu halten und spätestens bei Erreichen des Mindestgewichts eine tagesklinische Behandlung zu beginnen.

Parallel versuchen wir zusammen mit Ihnen ein Modell (bio-psycho-soziales-Modell) für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Erkrankung Ihres Kindes zu entwickeln und gleichzeitig auftretende Ängste, Depressionen und Zwänge zu behandeln.

Häufig gestellte Fragen zur Behandlung von Essstörungen

Die Ambulanz betreut in der Spezialsprechstunde Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, welche an Symptomen einer Essstörung (Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa) leiden. Die Erstvorstellung in der Essstörungsambulanz erfolgt nach telefonischer Terminabsprache. Während des Erstgesprächs findet eine ausführliche Anamneseerhebung statt. Danach wird eine medizinisch-psychiatrische Diagnostik in die Wege geleitet. Im Anschluss wird die Familie, je nach Schwere und Dauer der Essstörung, hinsichtlich der empfohlenen Therapiemaßnahmen beraten.

Das ambulante Behandlungsangebot kommt bei Untergewicht mit individuellem Behandlungsplan bei einer Gewichtszunahme von ca. 300 Gramm pro Woche bis zu einem vereinbarten Mindestgewicht in Frage. Dabei finden regelmäßige Gewichtskontrollen und ein Gewichtsmanagement statt. Zudem gibt es medizinische Kontrollen in Kooperation mit den Haus-/Kinderärztinnen, Ernährungsberatung, eine ambulante Skills-Gruppe (Fähigkeiten-Gruppe), eine Anorexie-Elterngruppe zur Informationen über die Erkrankung und Austausch mit anderen betroffenen Eltern, Hilfe bei der Vermittlung ambulanter psychotherapeutischer Behandlung bei niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen oder Psychiater*innen.

Bei Untergewicht mit einem individuellen Behandlungsplan mit vereinbartem Mindestgewicht gibt es bei der voll- oder teilstationären Behandlung die Auswahl zwischen dem hochkalorischem Vorgehen mit einer erwarteten Gewichtszunahme von ca. 1000 Gramm pro Woche (diese Vorgehensweise hat sich in Australien als erfolgreich erwiesen) oder dem herkömmlichem Vorgehen mit Essensplan und einer erwarteten Gewichtszunahme von mindestens 500 Gramm pro Woche. In beiden Fällen umfasst die Behandlung eine Anorexie-Elterngruppe zur Information über die Erkrankung und Austausch mit anderen betroffenen Eltern, dem Unterricht in der Ruhrlandschule (Schule für Kranke) auf der Station oder an dem Hauptgebäude dieser Schule auf dem Gelände des Uniklinikums Essen, Psychotherapie nach DBT-A-Konzept* mit Psychotherapeutischen Einzelsitzungen, Familientherapeutischen Sitzungen, Skills-Gruppe und Skills-Training.

Aufgrund einer erheblichen Gewichtsabnahme und/oder eines sehr niedrigen Gewichts kann es zu ernsthaften körperlichen Folgeproblemen kommen, wie gefährlich niedriger Puls, ein veränderter Blutdruck oder andere Einschränkungen der körperlichen Funktionen. Anorexia bzw. Bulimia nervosa können zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Eine stationäre oder teilstationäre Behandlung hat das Ziel, die für die körperliche und seelische Gesundheit bedrohliche Phase so kurz wie möglich zu halten und somit die akute körperliche Bedrohung zu reduzieren. Bei einigen Patientinnen und Patienten liegen zusätzlich psychische Auffälligkeiten bzw. Krankheiten vor, die ebenfalls eine stationäre Behandlung erfordern. Relativ häufig tritt während des Akutstadiums einer Anorexia nervosa eine Depression auf. Eine solche Depression bessert sich häufig durch die therapeutisch angestrebte Gewichtszunahme.

Die Lehrkräfte der Ruhrlandschule unterrichten die Patientinnen und Patienten während der (teil-)stationären Behandlung. Der Umfang des Unterrichts richtet sich nach dem Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten. Die Lehrkräfte der Ruhrlandschule nehmen Kontakt mit der Heimatschule auf und arbeiten individuell mit den Patientinnen und Patienten an den Unterrichtsinhalten. Zum Ende der Behandlung findet in vielen Fällen eine schrittweise Rückführung in die Heimatschule statt und die Patientinnen und Patienten nehmen stundenweise am Unterricht der Heimatschule teil.

Das Behandlungsteam besteht - ambulant wie stationär - aus verschiedenen Fachkräften, wie der Oberärztin der Behandlungseinheit Station KJP2 und KJP5, Magdalena Berg, der Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, Dipl.-Psych. Jana Thiemann, unseren Assistenzärztinnen und Assistenzärzten, der Psychotherapeutischen Leitung der Station KJP2 und KJP5, Dipl. Psych. Melanie Henneck, der Pflegerischen Stationsleitungen, Pflege- und Erziehungsfachkräften, unserer Familientherapeutin, unserer Ernährungsberaterin, Fachtherapeutinnen und -Therapeuten für Motopädie, Ergo- und Kunsttherapie, Sozialerbeiter*innen und den Lehrkräften der Ruhrlandschule. Sofern Sie eine privat-ärztliche Behandlung wünschen, begleitet unser Chefarzt Prof. Dr. Johannes Hebebrand die Behandlung.

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LVR-Universitätsklinik Essen

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